Kunst im Haus Über den Zusammenhang zwischen Architektur und Installation von Kunst im Raum

Kunst von Jordy Kerwick in einem von Strafgefangenen ca. 1820 gebauten typischen Sandsteingebäude, © Piermarq Galerie
Thorbjørn Bechmann minimalistisch Bildern in einem modernen Wohnhaus in Sydney, © Piermarq Galerie

Ein Gastbeitrag von Jörg Heikhaus aka Alex Diamond

Kunstberater und Galerist Rob Russell erklärt, wie die Kunst Einfluß auf den Ort, an dem sie gezeigt wird, nehmen kann – und umgekehrt.

“Minimalismus in der Architektur und der Boom der abstrakten Kunst gehen Hand in Hand“, sagt einer, der es wissen muss: Rob Russell ist einer der beiden Gründer der Piermarq-Galerie in Sydney, die sich in den letzten Jahren zu einer der führenden Kunst-Adressen Australiens entwickelt hat.

Am Anfang berieten Russell und sein Partner Justin Callanan Privatpersonen und Firmen beim Kunstkauf – zunächst ohne eine physische Galerie zu eröffnen, aus einem Büro heraus. “Unser Fokus lag darauf, für neue und etablierte Sammlungen im Hintergrund nach etablierten australischen Künstlern zu suchen.“

Piermarq Galerie

www.piermarq.com.au

Bilder von Paul Rousso (USA) und Zhuang Hong Yi (NL) in der Piermarq Galerie in Paddington, Sydney, © Piermarq Galerie

Eine solche Beratung endet in der Regel nicht mit dem Verkauf der Kunst, sondern meist wird auch die Hängung begleitet. So bekommt man als Galerist auch einen guten Einblick in die Architektur, in dessen Rahmen letztendlich die Bilder und Skulpturen wirken müssen. “100% der Kunst, die wir anbieten, wird innerhalb von Gebäuden gezeigt, und bekommt allein dadurch schon ein Verhältnis zur Architektur, die sie umgibt,“ erzählt Rob Russel im Interview. Für ihn ist dabei allerdings wichtig, dass nicht der Raum selbst das Kriterium für die Kaufentscheidung ist, sondern dass das Werk in erster Linie dem Käufer gefallen muss und es ästhetisch und inhaltlich stark und besonders ist.

“Als Kunsthändler gehe ich natürlich auf die Wünsche der Kunden ein, was die Installation angeht, und so gewinnen unterschiedliche Aspekte der Architektur hin und wieder größere Bedeutung. Aber als Galerist haben wir eben auch eine starke ästhetische Meinung, nicht nur über die Kunst die wir vertreten und zeigen, sondern auch was die Beziehung zwischen dem Werk und der gebauten Umgebung, also der Architektur, betrifft und wo es am besten in den Raum passt.“ Dabei verstehen sie sich niemals als Innenausstatter – es geht immer um den Kontext zwischen dem Kunstwerk in seiner Gesamtheit und dem Ort, an dem es schließlich präsentiert wird.

Bilder von Paul Rousso (USA) und Zhuang Hong Yi (NL) in der Piermarq Galerie in Paddington, Sydney, © Piermarq Galerie

“Der Vorteil unserer Arbeit ist natürlich, das wir die Kunst in einer großen Bandbreite architektonischer Stile zeigen können, von Kolonial-Villen über kleine Sandstein-Häuser, die noch um 1800 von Strafgefangenen errichtet wurden, bis hin zu brandneuen minimalistischen Gebäuden und funktionalen Apartments in den Innenstädten.“ Russell betont, dass die von ihnen vornehmlich vertretene junge, avantgardistische, abstrakte Kunst zu all diesen Stilen passt.

Einen besonderen Reiz sieht Rob Russell in der modernen Architektur: In den letzten 50 Jahren wurde in australischen Neubauten mehr Glas verbaut als je zuvor, natürlich auch bedingt durch das milde bis heiße Klima des Kontinents, und so entstehen im Raum auch noch viele weitere Ausblicke, die in Betracht gezogen werden müssen. “Hier achten wir darauf, eine Art Konversation zwischen dem Kunstwerk und Blick auf Natur oder urbane Strukturen zu initiieren, und dabei greifen dann eben ganz besonders die aktuellen Ideen in der jungen, minimalistisch-abstrakten und abstrakt-figurativen Kunst.“

Seit 2016 besitzt die Piermarq Galerie übrigens auch einen klassischen Ausstellungsraum – in einem historischen Gebäude mit viel Geschichte im von viktorianischen Reihenhäusern geprägten Stadtteil Paddington.

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