Der Ausgangspunkt
Manchmal lässt sie sich nur von einem Detail inspirieren – und gestaltet den gesamten Raum danach. Die Bielefelder Architektin Marion Körkemeier nutzt ihre Begabungen als Tischlerin, Bauzeichnerin und Architektin, um sich dem Thema aus verschiedenen Blickwinkeln anzunähern.
Dieses Bad aus einem Mehrfamilienhaus der 30er Jahre ...
… sollte Marion Körkemeier ganz nach ihren Vorstellungen gestalten. „Oft wissen die Kunden nicht so recht, wohin die Reise gehen soll“, sagt sie. Ursprünglich war der Raum deckenhoch gefliest, die Dusche – installiert mitten im Bad – schluckte einen großen Teil des Lichts, die Toilette befand sich am Fenster. „Kunden brauchen Ideen, sie wollen etwas Außergewöhnliches, wissen aber oft nicht genau, was das sein kann. In diesem Fall hatte ich freie Hand bei der Gestaltung.“ Zunächst verschafft sich Körkemeier einen Gesamteindruck der Wohnung. Generell achtet sie auf Details wie Fotos, Bücherwände, besondere Fenster, Böden oder Elemente wie die Deckenlampe aus den 70er Jahren, die noch heute im Bad hängt. Körkemeier ließ sich in diesem Fall von der Messingkugel in der Leuchte inspirieren, dem Eichenparkett im Rest der Wohnung und einer Bildergalerie mit Urlaubsfotos. So wurde das Bad zu einem Ort, der die die Persönlichkeit der Kundin, die ursprüngliche Architektur – und gleichzeitig den Zeitgeist widerspiegelt.
Funktionalität, Klarheit und Ästhetik auch bei den Bad-Armaturen. Um den Durchlauferhitzer zu verstecken, baute Körkemeier einen Kasten aus Messing – das Metall, das sich im Deckenleuchter wiederfindet. In diesem Fall verlief die Umsetzung unkompliziert. Die generelle Herausforderung bei Altbauten: “Wenn ich zum Beispiel Sanitäranlagen stark umgestalten möchte, muss ich immer erst schauen, ob das problemlos möglich ist, oder ob ich im Keller erst neue Leitungen fürs Abwasser ziehen muss.“
Die Dusch-Hinterwand besteht aus Mosaik in Natur- und Brauntönen in Glas- und Naturstein. Das Eichenparkett, das zwar im Rest der Wohnung, aber ursprünglich nicht im Bad ausgelegt war, ließ Körkemeier kurzerhand auch dort verlegen. “Die Farbe des Mosaiks findet sich im Eichenparkett wieder“, sagt die Architektin. Die Dusche installierte sie am Fenster im hinteren Teil des Bads. Sie schluckt nun kein Licht mehr, nimmt die gesamte Breite des Raumes ein. “Der Raum wirkte offener, heller und größer.“ Über den Fenstern brachte Körkemeier ein spezielles Dusch-Rollo an. Das erfüllt zwei Zwecke: Einerseits dient es als zusätzlicher Sichtschutz zu den Milchglasfenstern, andererseits als Schutz vor Duschwasser. “So müssen die Fenster nicht so oft geputzt werden“, sagt sie. Für erstaunlich viele Kunden sei die Pflegeintensität der Fenster ein Grund ist, Duschen so weit weg vom Fenster einzubauen. “Dabei gibt es gute und elegante Lösungen dafür.“
Warm und offen – gleichzeitig nicht so stark modernisiert, dass der Charme des “Alten“ verschwindet. Der moderne Waschtisch, die Toilette und die Dusche geben dem Betrachter durch die klaren Linien ein gutes Raumgefühl. Links an der Wand stehen die Urlaubsbilder der Kundin auf einem Messing-Steg. So kreierte Marion Körkemeier einen optischen Dreiklang aus Messing im Raum: Deckenleuchte, Bilderleiste, Durchlauferhitzer-Kasten.
Ein anderer Ort, ein anderes Objekt
In diesem Haus aus den 20er Jahren stand einmal eine Küche an Stelle des Bades. Die Kundin war von der ersten Etage ins Erdgeschoss gezogen und hatte nun den genug Raum, um die Sanitäranlagen an den gewünschten Ort zu bauen. Nur der Parkettboden von vorher blieb stehen. “Hier wollte ich etwas ganz Reduziertes entwickeln“, sagt Marion Körkemeier. Sie gestaltete mit einem randlosen Spiegel, einer Leuchte und einem selbst entworfenen Badetisch. Der besteht aus einer 8-Millimeter-Faserzementplatte. Durch seine Farbe und das hohe Gewicht wirkt er solide, doch die Schubladen lassen sich federleicht öffnen. Vom offenen Bad gelangt man direkt in den Ankleideraum.
Die andere Seite des Raumes. Körkemeier entwarf hier eine Badewanne, ebenfalls aus Faserzement. Das Holz des Bilderrahmens findet sich im Parkettboden wieder. Die Wände sind durch eine spezielle Spachteltechnik nicht nur haptisch angenehm für den Nutzer gestaltet, sondern dienen auch als Spritzschutz. “Jeder Raum ist eine neue Herausforderung“, sagt Körkemeier, “Ich würde ihn niemals isoliert, ohne Einbezug der anderen Räume, des Charakters der Kunden oder der vielen weiteren Details entwerfen können“.
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