Bad als Bewegungsraum Wie Architekten Kita-Kinder glücklich machen

Kindgerechter Nassbereich in einer Kindertagesstätte

Bäder sind nicht nur zum Händewaschen da – vor allem in Kitas. Das sagt Nathalie Dziobek-Bepler, Architektin und Geschäftsführerin der Baukind GmbH in Berlin. Als sie die Kita ihrer Kinder umgebaut hatte, spezialisierte sie sich auf Räume für Kinder und hat seitdem rund hundert Kitas neu- oder umgebaut, aber auch viele Kinderarztpraxen oder KidsClubs für Hotels. Gerade hat sie das Buch “Räume für Kinder – Gestaltung auf Augenhöhe“ geschrieben, in dem sie ihr Expertenwissen – und das ihrer elf Kolleginnen und Kollegen – weitergibt.

Ihr Ihrem Buch nimmt das Thema Bad eines von vier Kapiteln ein, warum ist das Bad beim Bauen für Kinder ein wichtiger Raum?

Man hat einfach erkannt, dass das Bad nicht nur zum Händewaschen und Zähneputzen da ist – auch und vor allem in Kitas. Es ist ein pädagogischer Raum, in dem die Kinder am eigenen Körper erfahren dürfen: Wasser ist warm, kalt, spritzend oder fließend, es sammelt sich und läuft ab oder lässt sich lenken und stauen. Wir achten bei der Planung sehr darauf, dass wir das Bad so gestalten, dass die Kinder mehr Zeit dort verbringen.

Kinder in kindgerechtem Sanitärraum

Wie geht das konkret?

Wir gestalten das Bad wohnlicher: Die Aufenthaltsqualität erhöhen wir durch angenehme Beleuchtung und Akustikdecken, denn wenn viele Kinder gleichzeitig spielen, kann es sonst schnell sehr laut werden. Durch eine Fußbodenheizung können die Kinder ohne zu frieren länger mit Wasser spielen. Wir fliesen grundsätzlich nicht bis auf zwei Meter Höhe, das wirkt gemütlicher – und es ist auch hygienisch gar nicht erforderlich.

Und welche Spielmöglichkeiten kann man für die Kinder im Bad einbauen?

Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wie man das Wasserspiel darstellen kann. Waschbecken mit einer Treppung ermöglichen nicht nur Kindern unterschiedlichster Größe das Erreichen der Becken: Sie laden auch dazu ein, Wasser auf den verschiedenen Ebenen zu stauen – und wieder fließen zu lassen. Wo Platz dafür ist, bauen wir auch unsere so genannte „Plansche“ ein, ein gefliestes Becken, das man mit Wasser füllen oder ein Planschbecken hineinstellen kann. Außerdem binden wir eine Vielzahl verschiedener Armaturen ein, damit Kinder die unterschiedlichen Mechanismen wie Drehen, Kippen oder Drücken kennenlernen können.

Nassbereich mit Geberit Bambini Waschtisch

Welche Elemente sind besonders für Kinder geeignet?

Ein wichtiges Element sind für uns die Waschtische: Wenn man sie beispielsweise in die Mitte des Raumes stellt, lädt man die Kinder zum Drumherumlaufen ein. Und wir setzen oft das Kinder-WC von Geberit Bambini ein: Es hat eine kindgerechte WC-Keramik mit Füßen, auf die Kinder ihre eigenen Füße aufstellen, wenn die Beine noch nicht bis zum Boden reichen. Aus der gleichen Reihe gibt es noch ein Baby-WC, das mit 26 Zentimetern nicht viel höher als ein Töpfchen ist: So ermöglicht man auch den Kleinsten, die Toilette eigenständig zu benutzen. Neben der Fußbodenheizung kann sich der zusätzliche Einbau eines Röhrenheizkörpers lohnen, um die nasse Kinderkleidung nach dem Spiel zu trocknen.

WC-Bereich mit Geberit Bambini WCs

Welche Vorgaben müssen Sie beim Bau von Kita-Bädern beachten?

Da es noch keine Richtlinie zum Bau von Kindertagesstätten gibt, gilt es die verschiedensten Richtlinien zu beachten. Die kommen von den Unfallkassen der Länder und vom Jugendamt – für die Kitaküche gelten beispielsweise tatsächlich die Richtlinien der Gastronomie. Und nicht zuletzt muss die Arbeitsstättenrichtlinie berücksichtigt werden, denn die Kita ist ja gleichzeitig ein Arbeitsplatz für Erzieherinnen und Erzieher. Da wäre eine bundesweite und auf Kitas zugeschnittene Regelung wünschenswert. So lange muss man sich aber in dem Bundesland, in dem man bauen möchte, die Richtlinien zusammensuchen.

Gibt es Sicherheitselemente, die Sie immer berücksichtigen?

Bei allen Armaturen ist ein Verbrühschutz eingebaut, der die Wassertemperatur auf rund 40 Grad begrenzt. Rutschsichere Fliesen sind wichtig, und auch Spiegel mit VSG-Verglasung, die nicht splittern, wenn sie brechen. Natürlich muss auf Trinkwasserqualität geachtet werden und auf eine regelmäßige automatische Spülung, um die Gefahr von Legionellen auszuschließen. Die Becken dürfen keine zu spitzen Ecken haben. Bei Wickeltischen darf es keine Möglichkeit geben, dass die Kleinen hinaufgelangen, wenn niemand dabei ist. Und auch beim Spalt unter Klotüren und zur Nachbarkabine muss eine Unfallgefahr gebannt werden, indem dort kein Kinderkopf durchpassen darf.

Nassbereich einer Kindertagesstätte, ausgestattet mit Elementen der Badserie Geberit Bambini

Welche Rolle darf Farbe in Kita-Bädern spielen?

Im Gegensatz zum Gruppenraum, in dem man die Kinder nicht permanent kraftvollen Farben aussetzen will, darf es im Bad ruhig ein wenig bunter und kräftiger zugehen – dort halten sich die Kinder weniger lange auf. Wenn Fliesen- und Wandfarbe sich auch noch ergänzen, entsteht ein stimmiges Gesamtbild. Wichtig ist, mit Latexfarbe zu streichen, da sie scheuerbeständig, strapazierfähig und wasserundurchlässig ist. Eine weitere gestalterische Möglichkeit, die auch zum Spiel einlädt, sind mit Tafelfarbe gestrichene Wände. Auch dunkle unglasierte Fliesen können als Malgrund dienen, am besten im Duschbereich, wo sich Kreidebilder mit dem Duschkopf schnell abbrausen lassen.

In ihren Kitabädern bauen Sie auch Gucklöcher ein, was hat es damit auf sich?

Innenfenster und Durchbrüche vom Badezimmer in den Flur oder Gruppenraum sind ein unerwartetes und spannendes Element. Sie erlauben Erzieherinnen und Erziehern durch die Sichtachsen die Kinder im Blick zu behalten – die wiederum das Gefühl haben, nicht allein zu sein. Für die Kinder selbst schaffen die Fenster eine visuelle und akustische Verbindung: Sie kommunizieren und laden sich gegenseitig ein, ins Bad zu kommen. Öffnungen in Bodennähe erlauben ihnen außerdem eine Abkürzung ins Bad.

Wie erkennt man Produkte, die in ein kindgerechtes Bad passen?

Wir achten besonders auf wertige Materialien, auch bei den Armaturen, damit die Sachen nicht nach einem halben Jahr kaputt sind. Außerdem ist es uns wichtig, dass die Produkte nachhaltig produziert werden – ganz im Sinne der Zukunft der Kinder.

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